Besuch des KZ Osthofen

Im Rahmen des Geschichtsunterrichts unternahmen am 25.05.22 die Klassen 10a und 10b eine Exkursion zum KZ Osthofen.

Ein Blogbeitrag von Aurora M. (Kl. 10b)

Am 01.05.1933 wurde das KZ in Osthofen errichtet. Das Gebäude, in dem das KZ errichtet wurde, war vorher eine Fabrik. Somit gab es eine große Halle, in der die inhaftierten Menschen schlafen mussten. Die Menschen, die verhaftet wurden, waren Juden, Menschen mit Behinderungen, Homosexuelle, Sinti und Roma, Kommunisten und Sozialdemokraten bzw. politische Gegner.

In der Zeitung stand, dass diese Einrichtung eine Erziehungs- und Besserungsanstalt war, denn die Bürger sollten denken, dass das, was die Nationalsozialisten machten, gut war. Die Bürger waren der Meinung, dass diese Einrichtung gut für ,,Marxisten’’, also Kommunisten war. Sie waren nämlich der Meinung, dass Kommunisten nicht gut erzogen wurden.

Es wurden auch viele Fotografien veröffentlicht, die ein gutes Bild auf das Gebäude warfen. Es wurde beispielsweise ein Foto veröffentlicht auf dem ein Arzt vor dem Gebäude wartet. Das sollte den Anschein erwecken, dass die Menschen, die dort waren gut, behandelt wurden und so sollte ein schlechtes Bild gegenüber der NSDAP gemieden werden. Dieser Arzt behandelte die Inhaftierten nicht, wenn sie krank waren. Er bescheinigte, dass sie gesund sind und arbeiten konnten, obwohl sie krank und nicht fähig waren zu arbeiten.

Außerdem gab es eine Sturmabteilung (kurz: SA). Diese SA war der Schlägertrupp der NSDAP. Sie verprügelten die Leute, die etwas gegen die NSDAP sagten  oder sich gegen ihre Regeln stellten.

Neben dem KZ gab es einige Straßen weiter eine Mühle. Dort wurden Menschen hingebracht, die die Nationalsozialisten als sehr gefährlich kategorisierten. Insgesamt gab es 3000 – 3500 Häftlinge und es waren nur Männer. Frauen wurden nämlich sehr selten verhaftet, denn Nationalsozialisten waren davon überzeugt, dass Frauen keine Macht haben, weshalb sie sich deshalb angeblich kaum gegen die Nationalsozialisten wenden konnten. Wenn es jedoch zu einer Verhaftung einer Frau kam, wurden sie einen Tag dort behalten, da sie einfach keinen Platz für Frauen hatten. Diese Frauen wollten sich nämlich nicht zu den Männern auf den kalten Boden legen. Die inhaftierten Männer wurden sehr schlecht behandelt. Sie bekamen kein richtiges Essen. Wenn sie Glück hatten, haben sie ein paar Reste von dem Essen der Wärter erhalten Es waren dann aber auch nur Schalen und andere solcher kaum verwendbaren Essensreste. Waschen konnten sie sich auch nicht. Draußen gab es zwar ein Becken um sich zu waschen, aber es hat nicht immer jeder Häftling geschafft dorthin zu kommen, da sie insgesamt nur ca. 30 Minuten Zeit hatten, sich zu. So bekamen sie auch häufig Krankheiten. Die Inhaftierten mussten in der Kleidung bleiben, in der sie verhaftet wurden und bekamen nie saubere Kleidung. Die einzige Ausnahme, in der sich die Inhaftierten waschen und umziehen durften, war, wenn die Presse vor Ort für einen Fototag vor Ort gewesen ist. Für die Fotos mussten sie so tun, als wären sie dort gut aufgehoben. Sie bekamen volle Teller, aber durften nichts davon essen. Am Anfang durften die Familien der Inhaftierten zu Besuch kommen und ihnen Essen mitbringen oder auch Seife zum Waschen, aber das wurde schnell wieder abgeschafft. Nach einer Weile durften die Inhaftierten Betten aus Holz bauen. Es waren Hochbetten, damit einfach mehr Leute in den Raum gepasst haben. Sie mussten auf dem Holz schlafen und sich oft auch anspannen, um nicht wieder runter zu fallen. Draußen gab es dann Plätze bzw. ,,Löcher’’ im Boden, in dem sie ihr Geschäft verrichten mussten und wenn diese Löcher wieder geleert werden mussten, sollten das die Juden machen.

Juden hatten sowieso schon ein schlechtes Ansehen und so mussten sie mit ihren bloßen Händen diese Löcher ,,ausgraben’’. Draußen gab es außerdem einen großen Appellplatz auf dem sich jeden Morgen die Leute versammeln mussten und zum Morgen wurden sie quasi von einem Wärter zusammengeschrieben. Über den Tag mussten sie dann Aufgaben erledigen, die sie in den Wahnsinn treiben sollten. So sollten sie zum Beispiel Sand von der einen Seite des Grundstücks auf die andere Seite tragen und wieder zurück oder Nägel in einem Holzbrett schief zu hauen, der Nächte musste sie wieder gerade richten und der wiederum Nächste wieder schief schlagen und so weiter.

Es gibt zwei bestätigte Fälle, in denen Inhaftierte fliehen konnten. Max Tschornicki war einer davon. Er plante mit anderen Insassen, dass sie einen Streit inszenieren sollten. Als das dann passierte, wurden die Wärter abgelenkt und er kletterte über die Mauer. Er konnte nach Frankreich abhauen, wurde aber dann irgendwann wieder verhaftet und nach Auschwitz gebracht. Der zweite, der fliehen konnte, war Willi Vogel. Er war in einer hohen Position in der Politik. Seine Flucht war spontan. Er musste das Auto des Gefängnischefs putzen und er bemerkte, dass ihn keiner beobachtete, also ergriff er die Chance und rannte einfach weg, direkt zum Bahnhof und sprang auf einen Zug. Er lebte dann in Spanien bis dort der Bürgerkrieg ausbrach.

Nach diesen Fluchten wurde der große Appellplatz quasi ,,geschlossen’’, damit keiner mehr die Chance hatte, über die Mauern zu klettern. Stattdessen wurde ein kleiner Appellplatz vor dem Tor ,,errichtet’’.

Wichtig zu wissen ist, dass stark darauf geachtet wurde, dass niemand in diesem KZ stirbt. Da das KZ Osthofen das erste KZ gewesen und von dort aus alles begann, sollten die Menschen nicht denken, dass die Nationalsozialisten für den Tod der Menschen verantwortlich waren. Aus diesem Grund wurden Menschen, die sehr krank waren und bald zu sterben drohten, entlassen. So konnten sie nicht im KZ sterben, sondern „draußen“.

Nach der Schließung des KZ wurde dieses Gebäude wieder als Fabrik.

 

Bilder in der virtuellen Ausstellung